
Beim Anschluss des Schmutzwasserkanals von Haus 1 der beiden neuen EWG-Wohnhäuser am Petersilienwasser und den dafür notwendigen Ausschachtungen hat sich der Archäologie noch einmal die Gelegenheit geboten, kurz auf früheste Siedlungsspuren der Stadt zu blicken, die bislang in der Erde verborgen waren. Stadtarchäologe Markus Wehmer hat bei einer Notgrabung alte Holzreste gefunden, die von der ersten Bebauung des Areals lange vor dem Stadtbrand von 1540 stammen und frühere Befunde bestätigen könnten. Unter anderem auch Lederreste konnte der Archäologe sichern. Das Holz wird jetzt dendrochronologich untersucht und damit datiert. Dann können die Experten sagen, was sie bislang nur vermuten können: Dass das neueste gebaute Haus in Einbeck auf den ältesten Bebauungsspuren der Stadt steht.
Der Schmutzwasserkanal wird in den nächsten Tagen angeschlossen. Bei Haus 2 ist er bereits unter den drei Pkw-Stellplätzen gelegt worden.

Nachtrag 29.11.2017: Bei der fünftägigen Grabung hat Stadtarchäologe Markus Wehmer einige Funde sichern können, die die Bedeutung des Areals Petersilienwasser in der Einbecker Geschichte untermauern. Er dankte der Bauherrin EWG für die Möglichkeit, auch die zu Parkplätzen hinter dem Gebäude gebaute Fläche mit dem Metalldetektor prospektieren zu können. Alle jüngsten Funde sollen später – nach ihrer Restaurierung – in einer kleinen Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt werden, kündigte Wehmer an. Gefunden hat der Archäologe in dem einstigen Viertel von Gerbern und Schustern die Reste von Lederschuhen – solche, die in der Fachliteratur „Typ Einbeck“ genannt werden, weil seltene Exemplare dieser historischen Schuhmode bereits bei früheren Grabungen hier gesichert werden konnten. Das jahrhundertealte Leder wird zurzeit restauriert. Zeigen konnte Wehmer bei einem Ortstermin mit EWG-Geschäftsführerin Birgit Rosenbauer und Bauamtsleiter Frithjof Look verschiedene Münzen, auch römische, einen Zapfhahn aus Metall aus dem 15. Jahrhundert, den ältesten bislang in Einbeck gefundenen Fingerhut sowie Scherbenreste unter anderem eines Zylinderhalskrugs aus Siegburger Steinzeug, solche Gefäße seien der „Luxus des kleinen Mannes“ gewesen, sagte Wehmer. Dass die Menschen am Petersilienwasser in früheren Jahrhunderten hier zwar „arm, aber auf hohem Niveau“ gelebt haben und gebildete Handwerker gewesen sind, zeigen weitere Funde, etwa eine so genannte Buchschließe aus Metall, mit der man Bücher gegen das Zufallen versah. Auch Reste von Solling-Sandstein, mit dem früher die Häuser hier gedeckt worden sind, konnte der Archäologe finden.